Nationalpark Calanques zwischen Cassis und Marseille


Calanques

Der Nationalpark Calanques in Frankreich liegt zwischen Cassis und Marseille: Fjordähnliche, tiefe Buchten zwischen eindrucksvollen Kalksteinfelsen, die auf etwa 20 km einen einzigartigen Küstenstreifen bilden. Erst seit 2012 sind die Felsbuchten ein Nationalpark. "Les Calanques" sind ein außergewöhnliches und faszinierendes Wander- und Klettergebiet im Süden Frankreichs, ca. 100 km südlich des Luberon.

Die Calanques bei Cassis

Calanque bedeutet Felsbucht. Da es hier ziemlich viele davon gibt, heißt der Nationalpark "Parc national des Calanques" - Nationalpark der Felsbuchten. Die beeindruckenden Steilwände der Kalksteinfelsen bilden einzigartige Buchten von wilder Schönheit. Einmalig ist auch die Lage in unmittelbarer Nähe zu einer Großstadt, fast ein Drittel von Marseille ist sogar Teil des Nationalparks.

 

Die schroffe Küstenlandschaft ist ein einzigartiges, aber auch sehr empfindliches Ökosystem, weshalb es einen besonderen Schutz genießt: Freizeitaktivitäten werden zwischen Juli und September eingeschränkt. Welche Wege dann gewandert werden dürfen, erfährt man vor Ort durch Markierungen oder auch im Touristenbüro.

 

Wir haben unsere Erkundungen der Calanques von Cassis aus gestartet. Cassis ist eine kleine, gemütliche Hafenstadt, die meinen Freund an St. Tropez erinnert hat. Die Gassen des gemütlichen Städtchens sind äußerst malerisch und laden zum Flanieren und Entspannen ein.

 

Wir sind etwas früher als geplant aus der Verdonschlucht - genauer gesagt aus Castellane - angereist, da dort für mehrere Tagen Regen gemeldet war. Das mediterrane Klima in Cassis mit über 3.500 Sonnenstunden im Jahr hat uns aus den wolkenverhangenen Bergen ans Meer gelockt. Obwohl es schon fast Mitte Oktober war, hatten wir hier in Cassis noch um die 25°C - ideales Wanderwetter.

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Schauen wir uns nun zunächst Cassis an und weiter unten Wanderungen und andere Aktivitäten, die man im Nationalpark Calanques unternehmen kann.

Cassis und die Calanques

Obwohl wir ziemlich gestresst in Cassis angekommen sind, waren wir sofort begeistert von dem schönen Städtchen. Aufgrund eines Streiks in französischen Raffinerien waren alle Tankstellen geschlossen, wir fuhren auf den letzten Litern Diesel und wussten nicht so recht, wie wir die Lage einschätzen sollten. Nach einer sinnlosen Odyssee zu mehreren Tankstellen, hatten wir beschlossen, unser Lager in Cassis aufzuschlagen und dort auszuharren, bis sich die Lage entspannt. Wir hätten keinen schöneren Platz finden können.

 

Ich hatte zwar gelesen, dass es hier sehr schön sein soll, aber das hätte ich dann doch nicht erwartet: Eine wunderschöne Hafenstadt in traumhafter Kulisse. Ein gemütlicher Hafen mit schöner Promenade, ein massiver Felsklotz mit Schloss und eine wuchtige rote Felswand - was für ein schöner Flecken Erde.

Cassis
Cassis

Auch nach mehreren Tagen konnten wir die Blicke kaum abwenden von dieser unglaublich schönen Küste.

 

Das Schloss ist leider in Privatbesitz und kann deshalb nur von außen angeschaut werden. Aber eigentlich ist das nicht schlimm, es gibt viele andere Sehenswürdigkeiten hier, allen voran natürlich die Calanques - aber nicht nur.

 

Die Hafenpromenade mit den bunten Häusern und den zahlreichen Cafés und Restaurants, die kleinen Seitengassen mit vielen kleinen Geschäften, Plätze mit schönen Brunnen auf denen Märkte und Ausstellungen stattfinden und auch der örtliche Bouleplatz - so schnell wird einem hier nicht langweilig.

Calanques und Cassis
Cassis beim Nationalpark Calanques
Cassis

Die Kirche St. Michel schaut immer wieder zwischen den Häusern hervor, versteckt sich in den verwinkelten und teilweise sehr steilen Gassen jedoch ein wenig.

St. Michel Cassis

Man kann hier stundenlang durch die Gassen schlendern und immer wieder neue, hübsche Ecken entdecken. Aber natürlich waren auch wir wegen den Calanques hier und wollten wandern.

Wandern und andere Ausflüge

Wandern in die Calanques geht von Cassis aus ziemlich gut, jedenfalls nachdem man einen Parkplatz gefunden hat. Direkt am Startpunkt der Wanderwege kann nicht geparkt werden.

 

Man geht zunächst eine Weile am Hafen entlang und quer durch ein Wohngebiet, und erreicht so nach knapp 2 km vom Ortskern die erste Calanque: Port Miou. Die Bucht heißt nicht nur Hafen, sondern ist auch einer. In der eher schmalen, langgezogenen Bucht ankern zahlreiche Segelboote. Ich bin weder Hafen- noch Segelbootfan, aber dieser Hafen ist wirklich schön.

Calanques: Port Miou

Diese Bucht ist mit ungefähr eineinhalb Kilometern die tiefste der Region.

 

Es gibt mehrere Wege, die man hier wandern kann. Wir sind im Zickzack von einer Bucht zur nächsten spaziert, die Felsen entlang bis zur Spitze und wieder zurück. Vom offiziellen Startpunkt bis zur zweiten Bucht Port Pin werden 40 Minuten Gehzeit angegeben, bis zur dritten Bucht 1 Stunde 30. Die dritte Bucht heißt En Vau und gilt als Treffpunkt für Kletterer aus aller Welt. Die Klippen hier ragen bis zu 130 m in die Höhe! Aber natürlich gibt es auch einen hübschen Strand für alle, die einfach die tolle Umgebung genießen möchten.

 

Nun, die Gehzeiten sind sehr theoretische Angaben. Wenn man auf dem direkten Weg dorthin wandert und wenig nach rechts oder links schaut, dann stimmt das wahrscheinlich. Wenn man aber, wie wir, ständig stehenbleibt, im Zick Zack von rechts nach links rennt, dann doch wieder zurück zum Hauptweg und in die nächste Bucht geht, danach aber doch noch die vorige Zunge hinausgehen und umrunden möchte - nun, dann kann man sich mit den ersten zwei Calanques den ganzen Tag beschäftigen. Mehr als drei Calanques von Cassis aus zu erwandern würde ich nicht empfehlen. Man will die Umgebung ja schließlich auch genießen, in sich aufnehmen und - bei dermaßen schönem Wasser - auch baden.

Calanques: Port Pin
Calanque de Port Pin

Und wie wir so umhergestreift sind, haben wir zufällig das Trou souffleur gefunden. Das ist ein Loch, durch das der Wind pfeift, wenn von unten Wellen in eine Öffnung platschen. Das sieht auf dem Bild jetzt gar nicht spektakulär aus, aber es klingt echt schräg:

Trou souffleur

Wir sind also ziemlich lange hier umhergestiefelt, haben mal nach rechts und mal nach links in die nächste Bucht geschaut und die unglaublich schöne Landschaft genossen - siehe auch Bild ganz oben.

Calanques

Es gibt einen Wanderweg von Cassis nach Marseille, den GR98, der in angeblich 12 Stunden Gehzeit über Stock und Stein nach Marseille führt. Nun denn, das ist wohl nur etwas für wirklich fitte Personen.

 

Mit der Erkenntnis, dass wir uns nicht den ganzen Nationalpark von Cassis aus erwandern können, haben wir schließlich beschlossen, eine Bootstour zu machen. Normalerweise bin ich kein Fan von Veranstaltungen, die Touristen in Scharen zu oder durch irgendwelche Sehenswürdigkeiten karren. In diesem Fall war das aber eine absolut richtige Entscheidung: Vom Wasser aus sieht man die atemberaubenden Steilwände einfach besonders gut.

 

Es gibt Bootstouren unterschiedlicher Länge, wir haben uns für die Tour acht Calanques entschieden. Die Tour führt in die acht Buchten, die von Cassis aus, also von Osten, zu erreichen sind: Port Miou, Port Pin, D'en Vau, L'Oule, Devenson, L'Oeil de Verre, Sugiton und Morgiou. Eine wirklich beeindruckende Tour.

 

Im Osten sind die Kalksteinfelsen flacher, dafür sind die Buchten tiefer. Je weiter man Richtung Marseille kommt, desto höher und steiler die Felswände, dafür werden die Buchten weniger tief. Auf manchen der folgenden Bildern sieht man Menschen in den Felsen, als Größenvergleich finde ich das ziemlich interessant. Viel Spaß beim Suchen :-)

Was für ein unglaublich schöner Küstenstreifen. Der nette Mann von der Bootstour hat uns immer wieder etwas über die Buchten erzählt. Da er aber ausschließlich Französisch sprach, konnte ich davon leider nicht viel verstehen. Man kann aber auch Informationen in geschriebener Form auf Englisch erhalten.

 

Ein paar Tage später ist es uns tatsächlich gelungen, etwas Diesel zu ergattern, und so sind wir noch ein bisschen Richtung Marseille gefahren. Leider war es ein sehr diesiger Tag, daher war die Aussicht begrenzt. An klaren Tagen aber eine klare Empfehlung. Zudem kann man auch von oben in den Nationalpark hineinwandern, es gibt entlang der D559 mehrere Parkplätze.

 

Manche Buchten sind auch von oben zu erreichen, so kann man zum Beispiel in die Calanque Sugiton von der Universität Luminy aus hinunter wandern, was ungefähr eine Stunde dauert. Diese Bucht war eine der ersten Fkk Strände in Frankreich! Die westlichste Bucht ist übrigens von Marseille aus mit dem Bus zu erreichen, was allerdings auch dazu führt, dass sie recht stark besucht ist.

 

Wenn man möchte, kann man sich hier wahrscheinlich mehrere Wochen beschäftigen. Insgesamt gibt es 360 km ausgeschilderte Wanderwege rund um Cassis.

Camping

Die Gegend um Cassis ist steil und eng bebaut oder als Nationalpark ausgewiesen, in dem nicht übernachtet werden darf. Wildcampen ist hier nicht möglich.

 

Es gibt in Cassis einen kostenlosen Stellplatz an der Straße beim Parkplatz Les Gorguettes. Eigentlich ist die Straße eine Sackgasse, aber am Ende befindet sich ein großes Schulzentrum. Das heißt: Zu bestimmten Zeiten herrscht hier sehr starker Verkehr und die Busse brettern direkt an den Wohnmobilen vorbei. Zudem sind viele der Parkbuchten sehr steil. Wir sind nach einer Nacht umgezogen.

 

Es gibt zum Glück auch einen Campingplatz in Cassis - Les Cigales. Aufgrund der durchwachsenen Beurteilungen wollten wir dort ursprünglich nicht hin, da der Stellplatz aber eine Zumutung war und wir zudem nicht wussten, wie lange wir in der Gegend bleiben würden (wegen der geschlossenen Tankstellen), sind wir schließlich doch umgezogen. Eine sehr gute Entscheidung: Das Personal ist sehr freundlich und überaus hilfsbereit, die Plätze sind großzügig, die Aussicht gigantisch.

Camping Cassis

Ja, es stimmt schon, die Sanitärhäuschen sind nicht gerade modern. Aber es funktioniert alles und es wird regelmäßig geputzt, der Wasserdruck in den Duschen ist gut, das Wasser heiß. Wir würden jederzeit wiederkommen.

 

Wir waren absolut begeistert von diesem wunderbaren Küstenstreifen: Die beeindruckende Steilküste mit den zahlreichen tiefen Buchten und das türkisblaue Wasser sind eine absolut faszinierende Mischung. Für Aktivurlauber ist hier einiges geboten, ganz besonders Wandern, Klettern und Schwimmen. Der gemütliche Ort Cassis bietet alles, was man sich nur wünschen kann: Von gemütlichen Cafés und guten Restaurants über Einkaufsmöglichkeiten bis hin zu Campingplatz und Hotels ist hier alles vorhanden, was man als Urlauber benötigt - einschließlich traumhafter Kulisse. Für uns war es ein gelungener Abschluss für unseren Aufenthalt in Frankreich.

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Calanques zwischen Cassis und Marseille, Frankreich

Wie kommt man am besten zu den Calanques?
Am besten kommt man zu den Calanques entweder von Cassis aus oder von Marseille aus. Einige Calanques sind zu Fuß zu erreichen. Es gibt mehrere Wanderwege, auf denen man die die Felsenbuchten wandern kann. Die einfachste Wanderung startet in Cassis und führt in die Calanque de Port Pin. Außerdem gibt es unterschiedliche Bootstouren, die sogar in mehrere Calanques führen.

 

Kann man in den Calanques baden?
Ja, man kann in den Calanques baden, das wunderschöne klare Wasser lädt geradezu dazu ein, nach einer schönen Wanderung dort zu baden.

 

Die Calanques sind ein beeindruckendes Naturphänomen an der französischen Mittelmeerküste zwischen der Stadt Marseille und dem hübschen Ort Cassis. Die Gegend besteht aus zerklüfteten Felsen und tiefen Buchten, deren tiefblaues Wasser man von der Küste oder vom Wasser aus erkunden kann. Die Calanques sind ein beliebtes Ziel für Wanderer und Kletterer, aber auch für diejenigen, die einfach nur die atemberaubende Aussicht und die frische Meeresluft genießen möchten. Alternativ kann man auch ein Boot mieten, um die wunderschönen Buchten von unten zu erkunden.